Zusammenarbeit zwischen Generationen – so funktioniert's

Sacha Johann
Februar 6, 2023

Eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Generationen ist kein utopisches Ideal, sondern ein realistisches Ziel! Der viel besagte Graben ist nämlich gar nicht so tief, wie viele zu wissen glauben. Oftmals sind es Missverständnisse, von aussen genährte Vorurteile und die fehlende Kommunikation untereinander, die zu unnötigen Herausforderungen führen. Sind diese jedoch überwunden oder aus dem Weg geräumt, zeigt sich, dass die verschiedenen Generationen sehr wohl erfolgreich miteinander zusammenarbeiten können.

Aktuell sind vier Generationen auf dem Arbeitsmarkt vertreten:

Die Baby Boomer, die Traditionellen - geboren zwischen 1946 und 1964, sind geprägt von den Nachwehen des 2. Weltkrieges, aber sie sind auch Zeugen des Wirtschaftswunders. Sie haben den Begriff Workaholic geprägt. Die Arbeit hat den höchsten Stellenwert. Das WARUM steht nicht so weit oben wie das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontinuität. Den Sinn in der Arbeit sehen sie primär darin, sicherzustellen dass sie die Familie oder sich selbst versorgen können. Sind die Grundbedürfnisse befriedigt, liegen dann auch Extras drin. Haben sie einmal einen Job gefunden, der sie erfüllt, zeigen sie sich sehr loyal und neigen weniger zu einem Stellenwechsel. Sie geniessen die Früchte ihrer Arbeit oft erst im Rentenalter. Wie die untenstehende Grafik zeigt, wird diese Generation in den nächsten Jahren aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden.

Die Generation X, die Digital Immigrants - geboren zwischen 1965 und 1980, sind die letzten Analogen und die ersten Digitalen. Sie stehen also in der Mitte zwischen den Baby Boomern und den Generationen Y und Z. Dieser Generation kommt auch eine eigentliche Vermittlerrolle zu, wenn es zu Konflikten zwischen den älteren und jüngeren Generationen kommt. Sie sind gut ausgebildet, ehrgeizig und suchen ein materiell abgesichertes Leben. Erfüllung im Job findet die Generation X neben dem finanziellen- auch im persönlichen Vorankommen. So spielen Aspekte wie Talent, Freude an der Aufgabe und persönliche Interessen ebenfalls eine tragende Rolle. Work-Life-Balance ist ihnen wichtig und sie sind daran gewöhnt, Privates und Berufliches zu trennen.

Die Generation Y, die Selbstverwirklicher - geboren zwischen 1982 und 1995, aufgewachsen in stabilen Zeiten, legen Wert auf Selbstverwirklichung. Sie wollen ihr Potential dazu einsetzen, damit sie etwas zum Besseren verändern können. Das WARUM steht vor dem WAS. Und sie wollen sich mit dem Zweck und den Werten ihrer Unternehmung identifizieren können. Sie sind off- und online sehr gut vernetzt, Computer und neue Medien gehören zum Alltag. Sie sind dank des Internets daran gewöhnt, schnell Antworten auf Fragen zu erhalten, aber auch zu geben. Privates und Berufliches lassen sie gerne ineinanderfliessen und sie sind deshalb auch bereit, wenn nötig, in der Freizeit zu arbeiten. Für ihre Leistungen erwarten sie aber auch Anerkennung – finanziell und persönlich.

Die Generation Z, die Digital Natives - geboren zwischen 1995 und 2010, sind komplett mit digitalen Technologien aufgewachsen. Als Digital Natives sind sie fast 24 Stunden online. Virtuelles und Reales verschmelzen immer mehr. Sie suchen Selbstverwirklichung nicht nur in der Arbeit, sondern vermehrt auch privat. Privates und Geschäftliches trennen sie strikter als die Generation Y. Dinge sollen schnell gehen. Klarheit und Flexibilität, man könnte auch boshaft Unverbindlichkeit sagen, sind der Generation Z sehr wichtig. Aufgrund des Wohlstandes ihrer Eltern können sie sich in vielen Richtungen entfalten. Die Generation Z macht sich aber auch Sorgen um die Zukunft, weshalb das Thema Nachhaltigkeit eine grosse Rolle spielt.

Baby Boomer und die Generation X kennen traditionelle Ansichten und Strukturen bestens – sie wurden nach diesen Glaubenssätzen ausgebildet und geführt. Im Gegensatz zu dieser Alterskohorte stehen die jungen Generationen Y & Z, für die Smartphones, mobiles Internet und neue digitale Geschäftsmodelle als Normalität gelten. Früher wurden Generationenfragen mit einem autoritären Führungsstil gelöst. Traditionals und Baby Boomer gaben den Kurs vor, die Generation X führte aus – in den meisten Fällen. Hier stand das WAS und weniger das WARUM im Zentrum. Das geht heute nicht mehr. Die jüngeren Generationen geben sich nicht einfach ihrem Schicksal hin und sind willige Vollstrecker. Sie sind fordernd, sie wollen Sinn, Antworten und ein Warum. Und sie wollen es schnell.

Von Führungskräften wird erwartet, dass sie fordern und fördern, offen für Innovatives und Neues sind. Sie sollen aber auch klar und unmissverständlich führen, Grenzen setzen und die Richtung vorgeben und vorleben. Und das alles immer mit dem nötigen Respekt für Kollegen und Mitarbeitende.

Das Aufeinandertreffen der zum Teil unterschiedlichen Lebenseinstellungen und Werte stellt alle Beteiligten in einer Unternehmung vor Herausforderungen, bietet aber auch grosse Chancen. Wenn man die Verbindung unter den Generationen fördert, Gemeinsamkeiten identifiziert, Wünsche abholt und im Kollektiv Lösungen sucht und erarbeitet.

Was können Unternehmungen also konkret unternehmen, damit die intergenerationale Zusammenarbeit funktioniert und einen echten Mehrwert für alle darstellt?

Eigenschaften verstehen und akzeptieren
Keine Generation kann etwas für die Welt oder das Umfeld, in welches sie hineingeboren wurde. Aber diese Welt hat ihr Denken und Handeln nun einmal geprägt. Ältere Generationen waren mehr mit existentiellen Herausforderungen konfrontiert. Jüngere Generationen kennen dieses Thema kaum und richten den Fokus auf die Sinnhaftigkeit und die Selbstverwirklichung. Wenn wir die Treiber für das Denken und Handeln der anderen Generationen kennen und sie verstehen wollen, steigt auch die gegenseitige Akzeptanz.

Verbindung und Kommunikation stärken
Das Gefühl, dass man sich nicht versteht, beruht oftmals nicht einfach auf fehlender Akzeptanz, sondern auf Missverständnissen und fehlender Kommunikation. Stellen wir also sicher, dass die verschiedenen Generationen über persönliche Werte und Motivatoren sprechen! So schaffen wir Verbindungen. Und die Beteiligten werden feststellen, dass die vermeintlichen Unterschiede gar nicht so gross sind, sondern zahlreiche Gemeinsamkeiten bestehen. Auf dieser Basis können wir ein gemeinsames Ziel- und Werteverständnis erarbeiten, mit welchem sich sämtliche Teammitglieder identifizieren können.

Weniger Befehlsgeber, mehr Coaches und Sparringspartner
Heute sollte eine Führungskraft weniger anweisen, sondern mehr begleiten und coachen. Das bedingt, dass Führungskräfte sicherstellen, dass im Team Vertrauen, Respekt und Wertschätzung aktiv gelebt werden. Diese psychologische Sicherheit sollte denn auch regelmässig überprüft werden. Wo immer möglich, gehören bei einem Projekt sämtliche betroffenen Generationen an den Tisch. So werden Lösungen geschaffen, hinter denen sämtliche Teammitglieder stehen können.

Vertrauen schenken, Verantwortung gemeinsam übernehmen
Eine grosse Mehrheit der Mitarbeitenden will Leistung erbringen und etwas bewegen. Das können sie vor allem dann, wenn sie Vertrauen erhalten. Das sollte sich, vor allem bei jüngeren Mitarbeitenden, nicht darauf beschränken, dass sie im Hintergrund selbständig Arbeiten erledigen. Sie sollten die Möglichkeit haben, für die Resultate einzustehen und bei einem Erfolg auch den Beifall ernten. Natürlich besteht immer das Risko das Fehler passieren oder etwas nicht wunschgemäss verläuft. Führungskräfte und ältere Kolleginnen und Kollegen zeigen dann Format, wenn sie in solchen Momenten mit in die Verantwortung gehen.

Fragen stellen ist ein Zeichen von Stärke
Früher galt es als ein Zeichen von Schwäche, Fragen zu stellen. Heute kann und muss man nicht mehr alles wissen. Aber man sollte wissen, wo man das Wissen erhält. Gerade wenn es um neue Medien und digitale Technologien geht, haben die jüngeren Generationen oft einen Wissensvorsprung. Und dieses Wissen geben sie auch gerne weiter – wenn sie denn gefragt werden. Dies führt dazu, dass jüngere Kolleginnen und Kollegen auch mal den Rat bei den älteren Generationen einholen. So entsteht eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, in die jede Generation ihr Wissen einbringt und offen ist, von den anderen zu lernen.

Attraktiv für Talente, sicherer Wert für bestehende Mitarbeitende
Die Baby Boomer, die grösste Gruppe der Erwerbstätigen, gehen in den nächsten Jahren in Pension. Die Generationen Y und Z rücken mehr und mehr nach. Es entsteht zahlenmässig ein Ungleichgewicht an verfügbaren personellen Ressourcen. Ob die Digitalisierung die Differenz auszugleichen vermag? Es droht eine Ausweitung des Fachkräftemangels. Unternehmungen sollten sich nicht nur darüber Gedanken machen, wie sie auf dem Arbeitsmarkt so attraktiv wie möglich auftreten. Es geht auch darum, bestehenden Mitarbeitenden Vertrauen, Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen und ihnen Möglichkeiten und Perspektiven zu bieten. Sonst sind diese weg.

Fazit:
💡 Der vieldiskutierte Generationenkonflikt ist oft gar nicht so tiefgreifend, wenn man sich in der Organisation oder im Team konkret mit dem Thema auseinandersetzt.

💡 Missverständnisse sind oft das Ergebnis aus einer Mischung von unterschiedlichen Bedürfnissen, Haltungen und mangelnder Kommunikation untereinander.

💡 Mit einem gemeinsamen Ziel- und Werteverständnis können wir uns mehr auf Gemeinsamkeiten als auf die Differenzen konzentrieren.

💡 Eine Basis schaffen wir damit, indem wir anfangen, die Eigenheiten und Denkweisen der anderen Generationen verstehen zu wollen.

💡 Jede Generation hat ihre Stereotypen, manchmal sind diese aber auch falsch oder übertrieben.

💡 Gegenseitiger Respekt, unabhängig von Alter und Position, ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

💡 Wir müssen eine Kultur schaffen, in der wir von bewährten Erfahrungen lernen wollen und gleichzeitig offen für neue Ideen und frische Perspektiven sind.

💡 Führungskräfte sollten die Integration, das Verständnis und die Verbindung zwischen den Generationen in ihren Führungsalltag integrieren.

💡 Unternehmen sollten sich nicht nur auf das Employer Branding, sondern auch auf die Employee Retention konzentrieren.

Die Arbeitswelt der Zukunft wird von weiteren Veränderungen und Herausforderungen geprägt sein. Einige können wir bewusst steuern und auf ihre Entwicklung Einfluss nehmen. Die Zusammenarbeit zwischen den Generationen gehört dazu. Wenn es gelingt, die gegenseitige Akzeptanz zu fördern und Berührungsängste abzubauen, werden die verschiedenen Generationen mit ihren Eigenheiten, Werten und Qualitäten zu einer Einheit geformt. Das fördert die positive Grundhaltung und erhöht die Stimmung in der Unternehmung. Und am Ende wirkt das Multiplizieren der individuellen Fähigkeiten und das gegenseitige Lernen voneinander garantiert ergebnissteigernd.
Somit liegt es auf der Hand, dass Organisationen und Teams, die den Menschen ins Zentrum stellen, die in der Lage sind, Generationen zu verbinden und Vertrauen, Respekt und Wertschätzung sicherzustellen, auch in Zukunft Grosses bewegen werden!

Sie haben es in der Hand - Was Sie in Ihrer Unternehmung tun können
Yannick Blättler, Gründer der Beratungsagentur Neoviso, und Sacha Johann, Mitinhaber und Head of Training bei Premotion, sind Experten in Sachen Zusammenarbeit zwischen Generationen. Sie beschäftigen sich seit einigen Jahren mit dem Thema. In Keynotes und Workshops zeigen sie auf, wo bereits wertvolle Gemeinsamkeiten bestehen, wie Berührungsängste abgebaut werden können und so in Teams und Organisationen langfristig ein erfolgreiches Miteinander möglich ist.
Für weitere Informationen und Anfragen: www.generationen.net

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